Basisinformationen Reinraumtechnik
Basisinformationen rund um die Reinraumtechnik – 13 Dinge die Sie über Reinraumräume wissen sollten!
Wo kommt Reinraumtechnik zur Anwendung?
Ein Reinraum ist ein Raum, in dem die Luft rein gehalten werden soll und die Reduzierung der luftgetragenen Teilchen auf ein Minimum erfolgt. Reinräume benutzen die Hersteller der Halbleiterindustrie und die Produzenten im Life-Science-Bereich (Pharmaindustrie, Lebensmittel, artverwandte Bereiche). Speziell der Pharmabereich ist durch die GMP-Richtlinien stark reglementiert.
Im Besonderen in folgenden Branchen kommt Reinraumtechnik zur Anwendung:
- Elektroindustrie (Halbleiterfertigung, etc.)
- Wafer- / Chipfertigung
- Luft- und Raumfahrt
- KFZ-Zulieferindustrie
- Mikrosystemtechnik
- Chemie- und Umweltanalytik
- Optikindustrie
- Pharmaindustrie und Apotheken
- Lebensmittelverarbeitende Industrie
- Kosmetik
- Kunststoff-Formteile
- Solar- und Photovoltaik-Industrie
- Medizintechnik
- und viele mehr
Woran erkennt man, dass man sich in einem Reinraum befindet?
- Das Personal trägt Schutzkleidung
- Das Einschleusen ist erforderlich
- Es herrschen konstante Umgebungsbedingungen (Temperatur, Luftfeuchte, Druck)
Was sind Reinraumklassen und wie werden sie definiert?
Nach der EN ISO 14644-1 werden Reinräume in Klassen unterteilt, wobei die Klasse den Reinheitsgrad bestimmt. Die Klassifizierung reicht von ISO 1 bis ISO 9, wobei ISO 1 dem höchsten Reinheitsgrad entspricht. Dabei ist die ISO Klasse 9 mit sauberer Außenluft vergleichbar.
Wie hoch ist die zulässige Partikelkonzentration?
Gemessen werden unter anderem die Partikelgrößen 0,5 pmund 5,0 pm in der Raumluft bei laufender Klimaanlage im Ruhezustand (at rest) und bei laufender Produktion (in operation). Um diese keim- und partikelarme Luft zu erzielen, sind die Klimaanlagen der Reinräume mit mehrfachen Filtern ausgestattet (Grobstaubfilter G4, Feinstaubfilter F7/F9, HEPA-Filter H14).
Detaillierte Angaben zu den erlaubten Partikelgrößen finden Sie hier: Reinraumklassen.
Was ist ein Druckstufenkonzept?
Das Druckstufenkonzept sichert, dass durch die geöffneten Türen keine Luftströme aus dem unreinen in den reinen Bereich gelangen können. Die Druckdifferenz in Räumen unterschiedlicher ISO und GMP-Klassen muss ca. 15 Pa betragen. Dieser Druck ist nur dann problemlos erzielbar, wenn der Baukörper (Wände, Decken, Fenster und Türen/Tore) „dicht“ ist. Die Druckdifferenz wird üblicherweiseso geregelt, dass die Zuluft konstant gehalten und die Abluft über Volumenstromregler gesteuert wird.
Beispiele für Druckstufen:
- Überdruck in Reinräumen zwischen 15 Pa und 30 Pa (ca. 25 Pa bei der Waferproduktion)
- Überdruck zwischen Reinraum und Grauraum ca. 15 Pa
- Druckstufenstaffelung zwischen 2 Reinraumstaffeln sollte 12,5 Pa betragen
Was sind Lutwechselraten?
Um Partikel und Keime in den Reinräumen zu minimieren, sind bestimmte Luftwechselraten vorgeschrieben; diese Luftwechselzahl sagt aus, wie oft pro Stunde die Luftmenge in einem Reinraum erneuert wird.
Beispiele für geforderte Luftwechselraten:
Reinraumklasse Luftwechselrate
ISO 6 nach EN ISO 14644 70 bis 130-fach
ISO 7 nach EN ISO 14644 30 bis 70-fach
ISO 8 nach EN ISO 14644 10 bis 30-fach
Welche GMP-Anforderungen bestehen an Bauelementen?
Alle eingesetzten Bauelemente und sonstigen Materialien müssen leicht zu reinigen und zu desinfizieren sein. Dies bedeutet:
- Glatte Oberflächen ohne Risse, Kanten, Fugen
- Beständigkeit gegen Reinigungs- und Desinfektionsmittel
- Oberflächen mit einer geringen Rauhtiefe (max. 0,2 bis 0,6 µ, vorzugweise Edelstahl oder beschichtetes Aluminium)
Was bedeutet GMP?
GMP ist die Abkürzung für Good Manufacturing Practice. Darunter versteht man Richtlinien zur Qualitätssicherung der Produktion von Arzneimitteln, Wirkstoffen und Medizinprodukten. Dieses betrifft u.a. Personal, Räume, Einrichtungen und die Dokumentation. Die Produktion und der Vertrieb dieser Produkte sind genehmigungspflichtig und werden durch die Aufsichtsbehörden überwacht. Bei Mängeln droht der Entzug der Herstellerlaubnis.
Wesentliches Ziel der GMP-Maßnahmen ist der Schutz der Produkte vor Kontamination durch Fremdpartikel wie zum Beispiel durch andere Wirkstoffe und Keime (Bakterien, Pilze, Pyrogene).
Was sind die rechtlichen Grundlagen für GMP?
Europa:
EU-GMP-Leitfaden mit Anhängen
Deutschland:
AMWHV (Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung)
zuständige Überwachungsbehörde:ZAB im Regierungspräsidium der Länder
USA:
Code of Federal Regulations (CFR) unter 21 CFR 210 und 21 CFR 211
zuständige Behörde: FDA (Food and Drug Administration)
Was versteht man unter Reinraum-Monitoring?
Die geforderte Vorgabe für Luftwechsel, Partikelkonzentration, Keimzahl und Raumdifferenzdruck müssen kontinuierlich gemessen werden. Die Methoden und Messgeräte sind in der ISO EN 14644-3 festgelegt.
AKZEPTANZKRITERIEN sind im Sinn von GIVIP messbare Größen, die im Zuge der Qualifizierung und des Monitorings erreicht werden müssen. Zur weiteren Sicherung der Prozesse werden Warn- und Aktionslevel festgelegt, bei deren Erreichen Aktionen ausgelöst werden.
Nachfolgend ein Beispiel für die Überwachung des Differenzdrucks eines Reinraumes:
Akzeptanzkriterium:
15 ± 5 Pa Druckunterschied zum Nachbarraum; damit sind Drücke zwischen 10 und 20 Pa akzeptiert.
Warnlevel:
Unterschreiten von 10 Pa oder Überschreiten von 20 Pa für länger als z.B. 5 Minuten.
Maßnahme: Prüfen, ob Türen geschlossen sind.
Aktionslevel:
Unterschreiten von 10 Pa oder Überschreiten von 20 Pa für länger als z.B. 30 Minuten.
Maßnahme: Alarm und prüfen, ob Klimaanlage funktioniert.
Was ist ein GMP-Zonenkonzept?
GMP-Zonenkonzept
Viele Produkte müssen in zugeordneten Hygienezonen unterschiedlicher Reinheitsklassen hergestellt werden.
Je kritischer das Produkt oder der Prozess, desto niedriger die benötigte ISO-Klasse. Für jede ISO-Klasse gelten Anforderungen an Partikel- und Keimkonzentrationen, Raumluftaufbereitung und -luftwechsel, Oberflächen von Räumen und Anlagen, Arbeitskleidung, Monitoring und Dokumentation.
Der Übergang für Material und Personal zwischen GMP-Klassen ist nur über separate Material- und Personenschleusen zulässig. Schleusen benötigen gegenseitige Verriegelungskonzepte für Türen und Tore (z.B. Ampelsteuerung). In Materialschleusen findet die Reinigung von Material statt und in Personenschleusen das Umkleiden, Händewaschen und Desinfizieren.
Reinraumklasse Frühere Bezeichnung Beispiel
nach ISO 14644 EU / USA
ISO 5 A / 100 Aseptisches (steriles) Herstellen und Abfüllen
ISO 6 B / 1.000 Umgebungsbedingung um die Klasse ISO 5
ISO 7 C / 10.000 Herstellung von Lösungen und Salben
ISO 8 D / 100.000 Herstellen und Abfüllen von Tabletten (Kapseln / Oralia)
Wie erfolgt die Qualifizierung nach GMP?
Reinräume und Anlagen nach GMP müssen qualifiziert und Reinraumprozesse validiert werden. Qualifizierung ist der dokumentierte Nachweis, dass die Anlage für den vorgesehenen Zweck geeignet ist.
Dazu gehören:
- Lasten-/Pflichtenheft
- Risikoanalyse
- Qualifizierungs- und Validierungsmasterpläne
- Design-Qualifizierung (DQ)
- Installations-Qualifizierung (IQ)
- Funktions-Qualifizierung (0Q)
- Leistungs-Qualifizierung (PQ)
- Kalibrierung
- Wartung
- Prozessvalidierung
- Reinigungsvalidierung
Was sind SOPs?
SOP steht für Standard Operating Procedure (Arbeitsanweisungen). Alle Maßnahmen wie Herstellungsprozesse, Qualitätskontrollmethoden, Bedienungsanweisungen, Reinigungsanweisungen usw. sind in einem GMP-Betrieb in Form von SOPs beschrieben. SOPs werden mit der Freigabe durch den Herstellungsleiter oder Qualitätskontrollleiter gültig.